Über Shwenyaung nach Nyuangshwe . . .
- Ingo
- 3. Juni
- 10 Min. Lesezeit
Depesche 13 - zum Inle See - 2016

Wir stehen an einer Kreuzung. Nun gut, erst mal ist das nicht wirklich etwas Besonderes. Trotzdem sind wir verwirrt. Zu Recht, wie ich finde. In die eine Richtung geht es nach Shwenaung - aus der kommen wir - und in die andere Richtung geht es nach Nyaungshwe ... Aha, so, so?!? Überlege, was wohl ein Burmese denkt, wenn er nach Gimbte fährt und durch Etgimb kommt. Vielleicht macht sich das Bleichgesicht aber auch einfach nur zuviel Gedanken um alles? Kann ja sein, vielleicht ist der Asiat als solcher da etwas robuster und überlegt erst gar nicht, welche Anomalien sich ihm so darbieten. Unser Zustand an dieser Kreuzung lässt sich etwa so formulieren: Dumm rumstehen und blöd aussehen! Noch während wir uns im denklogischen Prozesse der Namenslogik festgefahren haben, hält ein klappriges Dreirad vor uns und bietet eine Weiterfahrt zum Inle See - nach Nyaungshwe!

Am Morgen lacht uns eine schöne volle burmesische Sonne an und von den sintflutartigen Zuständen tags zuvor ist nichts mehr zu sehen, „Problem yok!“ ... Wir verlassen Mandalay per Bahn Richtung Tazi im Hochland von Burma, um dann mit einem Überlandbus zum Inlesee zu gelangen. Der Zug ist nur halb voll und - trotz unserer 1. Klasse-Tickets - sind beide Klassen des Zuges mit den gleichen Hartholzbänken ausgestattet. Im Schritttempo rumpelt der Zug durch die Vororte Mandalays, passiert unzählige Schreine und Pagoden - mal ehrlich, wen wunderts - und Märkte, die sich im Schatten der Bahngleise erstrecken. Leichter Frühdunst liegt über der Stadt, der sich auflöst, sobald wir das offene Land erreichen. In gemütlichem Tempo rattern wir durch endlose Reisfeldlandschaften, überqueren Flüsse mit ziemlich verrosteten Brücken und hin und wieder erreichen wir ein pittoreskes Dorf, dessen Hütten alle mit Bananen- oder Palmblättern gedeckt sind, aber alle Kabelfernsehen haben. Auch wenn sich die Reispflanzen neben den Wasserbüffeln wie schwarze Schattenrisse gegen das spiegelnde Sonnenlicht romantisch abzeichnen, kann nichts darüber hinweg täuschen, wie beschwerlich die Arbeit auf den Reisfeldern sein muss. In Vietnam erzählte mir mal ein Reisbauer vom Rhythmus seines „Reisjahres“, und nachdem ich erfahren habe, dass jede Reispflanze von Hand drei Mal umgesetzt werden muss, esse ich meinen Reis mit unendlicher Demut. Gleichzeitig bin ich einfach nur dankbar, dass ich nicht, bis zu den Knöcheln in gebückter Haltung im morastigen Schlamm stehe - der brennenden Sonne, Ungeziefer und hochgiftigen Wasserschlangen ausgesetzt bin, und meinen Lebensunterhalt durch das Einpflanzen oder Umsetzen von Reispflanzen verdienen muss. Irgendwo habe ich gehört, dass ca. 30000 Menschen in Myanmar jährlich an giftigen Schlangenbissen sterben - ein großer Teil davon auf den endlosen Reisfeldern in den burmesischen Tiefebenen.

Ich für meinen Teil verbringe die Fahrt auf dem Trittbrett des Zuges, lasse mir Wind um die Nase wehen und genieße das Wiegen des Zuges und das Vorbeiziehen der Landschaft. Für mich ist das eine der tollsten Arten ein Land zu bereisen - man muss sich nicht auf den Verkehr konzentrieren, hat Ruhe, um alle Veränderungen der Natur und der Menschen wahrzunehmen und darüber hinaus gibt es den beruhigenden Grundrhythmus der Bahnwaggons. Die blauen Kunststoffpritschen unseres Waggons sind nur zur Hälfte besetzt. Die meisten burmesischen Mitreisenden dösen mit geschlossenen Augen vor sich hin, während sich ihre Häupter ein schlackerndes Kopfballett im Takt der Scherbewegungen des Zuges liefern. Uns gegenüber schnarcht eine alte Dame, offenkundig eine robuste Dame vom Land, die in Begleitung ihrer Enkelin wohl Angelegenheiten in Mandalay zu erledigen hatte. Ihr Alter lässt sich so gut wie gar nicht schätzen, sind doch die tiefen Furchen ihres Gesichts so zerklüftet, das Clint Eastwood dagegen wie frisch geliftet daherkommt. Der Superfasttrain von Mandalay nach Rangoon entpuppt sich als ein ziemlich geruhsamer Bummelzug und hält an jeder Wasserbüffeltränke. Vielleicht ist der Lokführer auch nicht in Eile oder sein 7 jähriger Sohn lenkt heute, wer weiß das schon hier im Orient. In den Dörfern entlag der Gleise wird abrupt gebremst, fast so, als hätte der Fahrer Angst, den jeweiligen Bahnhof einer Siedlung zu verpassen. Für mich nicht wirklich verwunderlich, besteht doch manches Dorf hier nur aus dem Bahnhofsgebäude. Natürlich begreife ich nach dem ersten Zwischenstopp die rüden Bremsvorgänge des Piloten. Der gesamte Waggon wird schlagartig nach vorn geworfen und sogleich wieder in den blauen Sitz gepresst - ja wahrlich ein Wunder - bei härtesten Duromeren der Fa. Bayer-Leverkusen. Auf jeden Fall sind alle wach, zeitgleich mit dem Ansturm der bahnhofseigenen Snackmafia. Der weiblich Clint Eastwood öffnet mühsam die Augen und verbannt durch einen killerhaften eiskalten Blick alle minderjährigen Ich-AGs aus dem Abteil, als wäre sie der Müde Joe bei der linken Hand des Teufels. Dann zündet sie sich in aller Seelenruhe einen Zigarillo an, direkt unter dem Schild Rauchen Verboten. Nun ja, was soll ich sagen? Nichts, schließlich sind wir hier nicht im Lande aristotelischer Logik, sondern - nun, hm, sagen wir mal - eher in einem Teil der Welt, in dem Intuition und Empathie für die Situation den Alltag bestimmen. Regeln sind mehr so Richtlinien, also nicht direkt befolgbare Handlungsanweisungen. Ein tolles Land! Sie pafft gut einen halben Zentimeter von ihrem giftgrünen Stengel und beim ruckhaften Anfahren des Zuges verfällt sie umgehnd wieder in dösende Lethargie. Mit einem Schmunzeln müssen wir feststellen, dass sie dieses Ritual tatsächlich bei jedem Halt zelebriert, etwa so, als würde man ein Licht an- oder ausknipsen.... Man kann wirklich nicht sagen, der ältere burmesische Mitbürger würde nicht mit seinen Kräften haushalten. Vermutlich liegt die Wahrheit jedoch ganz woanders: das Kraut, was Methusalixchen hier dampft, ist in Wirklichkeit der härteste Dübel, den die letzte Ernte vom Straßenrand hergibt, sodass nach kürzester Zeit alle noch intakten Vitalfunktionen des Körper spontan aussetzen, ganz ähnlich wie bei einer Marionette, deren Fäden man alle auf einmal gekappt hat. Dem Geruch nach zu urteilen ist neben geringfügen Mengen THCs noch alles mitverwurstet worden, was in der näheren dörflichen Peripherie einer Mohnpflanze so rumkräucht, Plastiktüten, Grashüpper, die Speicobra des kleinen Tuan und hier und da eine Fingerhutpflanze. Wer weiß das schon.....

Interessant ist das Überqueren von Flüssen, denn die asiatischen Brücken haben in der Regel weder geschlossene Betondecken noch Geländer. Lächerlich - wer braucht schon sowas? Pfeiler errichtet, Schienen drüber und ab geht die Bahn. Folglich kann man dann vom Trittbrett bis auf die Wasseroberfläche durchschauen ... Bei der Durchschnittsbrücke auf dem Land kein Problem, aber bei wirklich großen Brücken erzeugt dieser Anblick in die Tiefe schon ein etwas flaues Gefühl ....
Am späten Vormittag stehen wir auf dem winzigen Bahnhof von Tazi, einem Nest, das der Herrgott in einer Sekunde der Vergesslichkeit hier entstehen ließ. Der vermutlich einzige Grund für Tazis Existenz ist der geografische Zufall, dass diese Häuseransammlung auf einer imaginären Geraden zwischen Mandalay und Rangoon liegt .... Da man aus ökonomischen Gründen in Asien immer Bahnhof und Busbahnhof getrennt hält - das reisende Bleichgesicht ist so gezwungen, den zahlungspflichtigen ÖNPV zu nutzen, um von einem zum anderen zu gelangen - müssen wir auf ein Taxi umsteigen. Hm, es gibt keins, nicht mal ein Dreirad .... So verziehen wir uns in das bahnhofseigene Café - wiedermal eine burmesische Ich-AG - unter einem riesigen Mangobaum, hocken uns auf die Miniatur-Monoblocks und bestellen burmesischen Soft-Drinkverschnitt, dessen leuchtendes Orange im Vergleich alle Fantaarten der Coca-Cola-AG nahezu als biologisch wertvoll erscheinen lassen. Noch bevor wir uns es auf den unbequemen Monoblocks bequem machen können, steht schon ein Taxi parat und der freundliche Fahrer erkundigt sich nach unserem Begehr. Busbahnhof? Problem yok! Also nix wir Gepäck aufladen und rein in - hm, nun ja - die Kutsche. Der 1PS-Hafermotor ist in erbarmungswürdigem Zustand - klapprig, mit schlecht gemachten Hufeisen, einer klassischen Sommerräude (was hier bestimmt eine Monsoonräude ist), und anhand der abzählbaren Rippen hat das arme Tier zu allem Überfluss auch noch Blutwürmer. Aber Augen zu und durch, man kann nicht alle retten - schon gar nicht alle Zossen. In Windeseile peitscht der burmesische Ben Hur seinen lustig bunt bemalten Streitwagen über den

Schräbbelasphalt von Tazi, sodass wir pünktlich zum Bus kommen. Für diese Leistung erwartet der breit grinsende Pilot ein saftiges Trinkgeld, was ich ihm in die Hand drücke, auf dass er seinen Motor besser pflegen möge - so hoffe ich. Nun ja mit der Pünktlichkeit von Überlandbussen hat das eigentlich rein gar nichts zu tun. In Asien starten Überlandbusse immer genau dann, wenn die Karre gerammelt voll ist. Dies ist in diesem Teil der Erde eine schöne Kausalkette, da es hier viel weniger Menschen mit einem eigenen Auto gibt und deshalb auch hier ein gestiegenes Maß an Mobilität zu verzeichnen ist fährt eigentlich immer irgendein Überlandbus! Immer, so auch in Tazi. Wir buchen das erste Gefährt, was vier intakte Reifen vorweisen kann und nichts wie los zum Inlesee. Wir sitzen in einem blasspuffgoldenen Minivan, der voller lustiger Burmesen ist und natürlich dürfen die buddhistischen Glanzbildchen am Amaturenbrett nicht fehlen. Der Fahrer ist nur 1,50m groß, hat eine hochgefönte Strännchen-Elvis-Kombifrisur, trägt eine schwarze Kunstlederjacke mit hochgestelltem Kragen und hochgechoppten Ärmeln und - wie kann es auch anders sein - die vermeintliche tiefschwarze Wayfarer-Kopie auf der Nase. Im Inneren bekomme ich einen Phantomschwitzanfall, wenn ich nur an eine Lederjacke denke, aber ich bin schließlich fremd hier, und wir sind auf dem Weg in die Berge - wer weiß das schon. Vielleicht erwartet uns ein angenehmer Temperatursturz so um die 20 Grad, so auf 25 Grad Celsius? Kaum ist der Motor an, berührt der Fahrer den magischen Knopf. Tja, der geneigte Leser fragt sich natürlich, was es mit diesem Knopf auf sich hat ... ein James-Bond-Gadget?, ein Knight-Rider-Spezial? Oder was? Nun ja, da muss ich etwas ausholen: So ein Überlandpersonentransport ist kein Kindergeburtstag, nein, wahrlich nicht, dafür braucht man einen gestandenen Mann! Jawohl! Nicht allein das Fahren ist die Kunst - nein - es ist die versierte Kommunikation mit dem Beförderungsgut. Der Fahrer ist der Allmächtige in seinem Kosmos, nichts kann ihn aufhalten, nichts! Er bleibt cool, auch wenn die Meute im hinteren Drittel des

Gefährts schon über die anvisierten Formen der unmittelbar bevorstehenden Nahtoterfahrungen mit anschließender Wiedergeburt diskutieren und nur deshalb, weil lediglich erst ein Rad über dem Abgrund der 2000m tiefen Himalayaschlucht hängt. Er ist immer Herr der Lage, auch dann, wenn es heißt, neben den 117 Menschen noch 13 Kamele, 4 Esel und eine Batterie Hühner zu transportieren, - wahrlich, er findet jedes verbliebene Luftloch im Passagierraum, bereit, es jederzeit mit zahlenden Gästen zu füllen, auch wenn es vierbeinige Flohfänger sind! Kaum ist das Transportgut - also Mensch, Tier und diverses Stückgut passgenau verstaut, wird der magische Knopf gedrückt. Der Knopf! Die meisten Überlandvehikel in diesem Teil der Erde sind nach unseren Maßstäben eigentlich keine Fahrzeuge mehr. Meistens sind sie hoffnungslos unter- oder exorbitant übermotorisiert, von findigen Werkstattchirurgen ersatzteillos repariert, was einer fahrzeugtechnischen Total-OP gleichkommt. Sie sind verbeult, geflickt, geschient, geschweißt und was man sonst noch alles in einer TÜV-freien Hinterhofwerkstatt am offenen Motor noch so vollbringen kann. Jedoch gibt es immer ein Detail, was immer ausnahmslos bestens funktioniert, und das ist die heimische Folklorepopdisco in voller Lautstärke. Das Öl der Maschine ist noch nicht warm gelaufen, da beginnt das landestypische Gedudel eines jeden Kulturkreises. Dieses Phänomen musiktechnischer Liebhaberei bei Überlandfahrten ist weltweit zwischen dem Wendekreis des Steinbocks und dem Längengrad des Leguans identisch. Und lieber Leser, Musik ist kein Geheimnis, das darf ruhig jeder hören. Es lauscht selbstredend auch der einsame Bergbauer, der Reispflanzen vor sich hin kultivierend bis zu den Knien im schlammigen Wasser seiner Reisterrasse rumfuhrwerkt, wenn die dröhnende Kapartendisco mit 80 Sachen die Bergserpentinen raufkachelt. Kurzfristig habe ich mich gefreut, auf dem Beifahrersitz Platz nehmen zu dürfen. Beinfreiheit, Ausblick zum Filmen und Fotografieren, offenes Fenster für den Fall eines hygienetechnisch fragwürdigen Mitreisenden, und, und, und ... Ist wahrscheinlich meiner, im Land der zierlichen Geschöpfe meiner anmutenden Vierschrötigkeit geschuldet, dass mir dieses Privileg angetragen wurde. Leider geht der Schuss nach hinten los - im wahrsten Sinne des Wortes, denn das koreanische Transportvehikel hatte wohl serienmäßig keine Musikanlage nebst Lautsprechern, woraufhin die Konzession der Betreiberfirma an den musikverwöhnten Reisenden im Ankauf zweier monströser japanischer Endstufen gipfelte, die liebevoll an der A-Säule des Gefährts verschraubt wurden. Also, bevor der geneigte Leser jetzt glaubt ich wäre undankbar, der irrt. Immerhin hat der Wagen noch beide A-, B- und C-Säulen der Karros- serie. Das ist in Asien nicht selbstverständlich, hier gibt es im allgemeinen Straßenverkehr durchaus motortechnisch originelle Fortbewegungsvarianten, bis hin zum komplett abgeflexten Dach ... ja, ja - so ohne alles obenrum. Leider haben zwei Lautsprecher vorn den harten Nebeneffekt, dass man hinten nichts hört, was unser zwergenhafter Tiefflieger durch den Lautstärkeregler der Stufe 10 zu kompensieren weiß! Noch bevor wir Tazis Stadtgrenze passieren, habe ich einen musiktechnischen Hörsturz, nicht zuletzt durch die grelle burmesische Hitparadenbeschallung. Wer jetzt sehnsuchtsvoll an eine Arien der Königin der Nacht denkt, dem verordne ich eine Überlandfahrt irgendwo entlang des Äquators. Die tontechnischen Oktaven der meist volkstümlich-traditionell in blasspuffrosa farbener Folkloreuniform gewandeten hippen In-Sängerin, spielt sich auditiv so zwischen dem Bremsgeräusch eines zu schnell in den Bahnhof Köln reinbremsenden D-Zuges und dem hochmotivierten mantraähnlichen Umdrehungsgeräusch eines Jungszahnarztes bei seiner ersten Wurzelbehandlung an. Der geneigte Leser vermutet es bereits, nach einem halben Kilometer bin ich klinisch gesehen bereits taub, was die restlen 6 Stunden in eine herrlich dumpfe Geräuschlosigkeit taucht.

Den ersten Zwischenstopp legen wir irgendwo im Hochland ein, wo es angenehm warm und trocken ist. Die Schwüle ist gänzlich verschwunden und das Klima würde einen Weinbauer aus Saint Remy de la Mer neidisch machen. Nach einer kurzen Rast und unter dem prägenden Eindruck eines jungen Mannes, der direkt vor dem Toiletteneingang rohes Fleisch zum Dörren in die Sonne hängt, sitzen wir wieder in der rollenden Nahtoderfahrung und noch bevor ich mich angeschnallt habe, hat Niki Lauda schon den fünften Gang drin.
Lediglich eine mehr oder minder asphaltierte Straße windet sich in zahllosen Schleifen an den Hängen des satt-grünen Hochlandes empor. Immer wieder werden am Straßenrand überhitzte Motoren von Schwerlastern, die sich gerade mal mit Schrittgeschwindigkeit den Berg heraufquälen, mit kaltem Wasser aus den Gebirgsbächen gekühlt. Das scheint hier öfter zu passieren, da die meisten Fahrer einen kleinen Dieselkompressor mit Pumpe und Unmengen von Metern grellgelben Schlauchs im Einsatz haben. Viele halten einfach einen massigen Wasserstrahl auf den riesigen Motorblock, sodass Ströme öligem Wassers bergab plätschert. Tja, der findige Bergburmese ergreift natürlich als aufstrebender Kleinunternehmer sofort die Gelegenheit beim Schopfe und eröffnet an den

steilsten Straßenabschnitten sofort ein Restaurant. Wie pfiffig, denke ich bei mir. Nur so gelangweilte und satte Unternehmerkleingeister europäischer Coloeur nerven potente Kunden mit langweiligem Meerblick, Seeblick, Bergblick ... tja, lieber Leser, der Burmese ist da weit vorn und unkonventionell. Das Restaurant mit Blick auf die Panne! Jawohl, da ist was los, da sind echte Gefühle im Spiel. Und - dazu kommt noch die Tatsache, dass so zwei Kubikmeter schlecht verarbeiteten chinesischem Motorenstahls Stunden zum Abkühlen brauchen, wenn sie ohnehin nicht verrecken. Und was sollte die gesamte Fernfahrerbatterie in der Wartezeit wohl machen? Na, essen natürlich. Wen interessiert da schon der Ausblick in die weiten, saftig grünen Täler des nahezu unberührten Hochlandes? Natürlich wird dieses Geschäftsmodell nicht von Dauer sein, denn in Anbetracht der zahlreiche Baustellen, Sand- sowie Zementladungen, die am Straßenrand so rumliegen, werden die neuralgischen Stellen vermutlich zeitnah ausgebessert werden. Obwohl? Schließlich wir sind ja im Lande der unverschnittenen Lebenskreativität - kein Mensch hat gesagt, dass die Straße nicht noch steiler gemacht wird, um die weitere Expansion der Pannenrestaurants zu ermöglichen? Nun ja, Fragen über Fragen des Orients.
Stunden später stehen wir glotzend vor besagtem Schild „Shwenyuang und Nyaungschwe“, bevor wir das rappelige Dreirad besteigen, was uns nach Nyaungshwe bringt.
