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Sheroes hang out . . .

  • Autorenbild: Ingo
    Ingo
  • 16. Juni
  • 10 Min. Lesezeit

Depesche 12 - Agra - 2018


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Es ist stockfinster, als wir das Westgate des Taj Mahal erreichen. Eine Stunde vor Sonnenaufgang öffnet das Taj seine Pforten, so die Informationen. Nun, Info hin oder her, man kann sich hier auf nix verlassen. Der Hotelier sagt, am West Gate kann kein Tourist ins Taj - komisch vor 10 Jahren bin ich genau hier über das West Gate hinein gegangen. Der Taxifahrer sagt, der Tourist kann ausschließlich nur über das Westgate ins Taj Mahal gelangen. Die Webseite sagt, dass alle Gates 1 Stunde vor Sonnenaufgang geöffnet sind, der Hotelier jedoch meint, dass das East/Main Gate erst ab 10 öffnet. Egal - es ist 4:30 Uhr morgens als uns unser Tuktuk-Don-Quijote mit seiner blechernen Piaggio-Ro-sinante vor dem Hotel aufliest. Und wann ist überhaupt Sonnenaufgang, denn der frühe Vogel kann mich mal. Laut Cupertino in Kalifornien geht in Agra um 6:15Uhr die Sonne auf. Bedeutet im Umkehrschluss, dass um 5:15Uhr der Laden öffnet. Es ist stockfinster, ein enger Ticketschalter ist geöffnet, ich bekomme so einen labbrigen Papierfetzen als Ticket ausgedruckt, Schuhüberzieher ausgehändigt und eine Flasche Wasser. Dann stellen wir uns an. Ich meine, wir stellen uns ja immer an! Aber, wir sind nicht die ersten - vor uns ist eine internationale  Studentengruppe, zumindest teilweise vollständig. Den Gesprächen entnehmen wir, dass der ein oder andere Kommilitone, so alkoholtechnisch irgendwo in Agra versackt ist. Tja cooler Hipster sein ist eben kein Zuckerschlecken. Tourist sein auch nicht, denn mein Organismus befindet sich in einem Zustand downgebooteter Nullfunktion und will eigentlich nur schlafen. Dann müssen wir uns an einer Männer- und einer Frauenreihe anstellen. Als Kind habe ich immer so faszinierende Dokus über Australien und Neuseeland gesehen. Besonders das Schafscheren war spannend und damit die Schafe schön in Reih und Glied zum Pullover ausziehen antanzten, wurden so Stahlbarrieren gebaut, damit immer nur ein Schaf zum Friseur kommt. So fühle ich mich, eingepfercht zwischen 1,70m hohen Stahlbarrieren, dabei will ich nur schlafen. Und warum geht in diesem vermaledeiten Land die Sonne schon um 6:15 Uhr auf? 9:30 Uhr wäre doch eine vollkommen angemessene Zeit, aber nein …..


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   Es gibt eine „Foreigner Lane“ und eine „All India Lane“. Wieso es „All India Lane“ heißt, kann ich nicht eruieren, aber es scheint voll zu werden. Vielleicht heißt es, dass heute alle Inder zum Taj fahren? Nun ja, bringt mich nicht aus der Ruhe, denn in Indien ist es immer voll. Die Existenz einer „Foreigner Lane“ lässt auch zumindest die Hoffnung aufkeimen, dass das müde kulturbewegte Bleichgesicht zumindest über das West Gate Zutritt zum Tempel der Liebe erhält. In der Studierendenschlange vor uns kommt Unruhe auf. Es sind keine local women in Sicht und das scheint dramatische für die Studies zu sein. Verstehe die Situation ohnehin nicht, da es ja die „All India Lane“ gibt, heißt, dass es in der „Foreigner Lane“ eh keine locals gibt. Aber vielleicht weilt ja nicht nur mein Geist temporär im Nirvana. Die Zeit vergeht quälend langsam und im Vergleich dazu steigen Luftfeuchtigkeit und Temperatur rasant an, während sich der Schweiß seinen Weg durch die frisch gewaschenen (!) Gewebetunnel meines Tee`s bahnt. Ich lerne von der jungen überwiegend kalifornischen Hipstermeute, dass es nicht mehr envogue ist Tshirt zu sagen, man redet nur noch lässig von Tee`s. Eigentlich ist die abendliche Wäsche der Tee`s albern, denn bereits vier einhalb Minuten nach dem Anziehen haben sie den Zustand des Vorabends erreicht. Die Unruhe ob der fehlenden local women wird größer, dazu aber später mehr.


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  Um Punk 05:00 Uhr öffnen sich die schweren hölzenden Tore des Westgates und das Einlassroulette beginnt. Sekunden zuvor war die „All India Lane“ nocht leer, jetzt ist diese Schlange gerappelt voll. Leicht irritiert von diesen Wahrnehmungsaussetzern, beruhige ich meine Nerven damit, dass in diesen frühen Morgenstunden mein Gehirn anscheinend nur alle 5 Sekunden ein Standbild meiner Umgebung anfertigt - ähnlich einer Überwachungskamera - um meine geistigen Kapazitäten nicht zu überfordern. Während die „All India Lane“ sich in rasendem Tempo leert, stagniert in der bleichen Herrenschlange die Geschwindigkeit der Sicherheitsüberprüfung. Aber korrekterweise habe ich meine Waffenausrüstung im Hotel zurückgelassen, sodass ich mit entspanntem Lächeln das Treppchen zum Scanner betrete. Interessanterweise muss meine Tasche einen Sicherheitsscan durchlaufen, während die Jungs in der „All India Lane“ ihre Taschen neben der Sicherheitsschleuse auf einen Tisch legen und nach der Überprüfung am Scanner vorbei mit ins Museum nehmen. Natürlich werde ich aus der Schlange herausgerufen und meine sorgsam, ja nahezu luftraumfrei gepackte Fototasche muss geleert werden. Ich unterdrücke meinen Ärger und bange um die unfassbarsten Sonnenaufgangsbilder, die je um den Sieg bei der World Press Association gebettelt haben. Die Tastatur meines iPädles darf nicht mit rein! Ich fasse es nicht. Also es gibt Schließfächer klärt mich die uniformierte Sprengstoffwächterin auf: Zurück durchs Tor, vorbei an den Hotels die Straße rauf und dann links, „only one Kilometer“ (Klingt wie „Wolln Rose....). Dann zurück und natürlich wieder anstellen, warten sowie erneuter Sicherheitscheck, da ich ja draußen war. Nein! Ich lasse die Tastatur am Sicherheitsscanner liegen. Das Sicherheitspersonal ist verunsichert, denn das gab`s noch nie. Alle diskutieren wild auf Hindi herum, zusätzliche Kakhidressmen kommen hinzu, mischen sich ein und verkomplizieren die Situation unnötig. Vor meinem gei- stigen Auge sehe ich all die schönen Sonnenstrahlen, die die weißen Marmorflächen umspielen, kürze dann das ganze Gejaller ab und entbinde den uniformierten Debattierclub der Verantwortung für das Gerät. Also bleibt es auf dem Scanner liegen, alle sind zufrieden und keiner hat die schwere Bürde der Verantwortung. Kurzfristig erscheint auf einem kleinen Monitor im hinterstem Winkel meines Kleinhirns (das große geht um diese Tageszeit einfach noch nicht!) die Frage, wenn nun wirklich eine Bombe in der Tastatur wäre, läge sie ja strategisch gut platziert, an diesem Nadelöhr im Museumseingang, an dem alle Besucher vorbei müssen......


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   Aber der Gang durch das dämmrige Haupttor verscheucht die finsteren Gedanken und der hypothetische Terrorist in mir verschwindet zugunsten eines Zustandes völliger emotionaler Gerührtheit.

  Wie beschreibt man eine zu Stein gewordene Hommage an die unsterbliche Liebe? Unmöglich, man muss es selbst gesehen haben. Zunächst betritt man ein riesiges Torhaus aus rotem Sandstein, durch dessen Schlüssellochform man lediglich den eigentlichen Baukörper des Taj sieht. Schreitet man durch das Tor, kommen die vier Minaretts hinzu und vermitteln die Illusion von großzügiger Weitläufigkeit. Eigentlich ist das Taj nicht groß, aber mit diesem „Schlüssellochtrick“ verleit der Erbauer dem Gebäude eine Dimension, die es nicht hat. „Tricky“ würde der geneigte Brite sagen. Wo wir gerade bei den Briten sind: Ich erinnere mich gelesen zu haben, dass um die Jahrhundertwende das Taj Mahal völlig heruntergekommen war. Eine umfassende Restaurierung erwies sich als zu kostspielig und so scheute das britische Indienministerium den finanziellen Umfang. Statt dessen überlegte sich ein eifriger Bürohengst, dass man doch das Gebäude so Stein für Stein für 1 Pfund pro Stein verkaufen könnte..... Nicht schlecht oder? Manchmal frage ich mich, ob Menschen, die einen großen Teil ihrer Lebenszeit in einem Büro fristen, einfach zwangsläufig zu Gehirndeformationen neigen? Aber vielleicht liegt die Symptomatik viel tiefer und das war nur ein therapeutischer Erstversuch meinerseits....


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    Völlig verstrahlt hocken wir auf einer Bank und versuchen das Ganze auf uns wirken zu lassen. Das blaue Licht der Dämmerung weicht langsam einem fahlen Morgenlicht, die Sonne kommt zwar nicht durch, aber das tut der Atmosphäre keinen Abbruch. Während wir verstummen, auch wenn ich das Taj schon mal gesehen habe, verschlägt es mir trotzdem erneut den Atem, erscheinen unsere kalifornischen Studenten, die weiblichen alle in einem Sari. Jetzt verstehe ich, warum dringend „local women“ her mussten. Alle haben sich einen grellbunten Schnapp gekauft und brauchten fachkundige Hände, um den Stoffballen korrekt zu wickeln. Besonders die Damen, die eine ähnliche Wikingerhaut haben wie ich, sehen in diesem Vierfarbfummel natürlich total indisch aus. Eben startet die amerikanische Selfieoffensive, da kommt eine spanische Reisegruppe, deren weibliche Vertreter anscheinend selbigen Schnappverkäufer in die Hände gefallen sind. Nehme mir im Stillen vor, einen großen Bogen um diesen Shop zu machen, scheint er doch ein begnadeter Verkäufer zu sein. Indien hat eine unfassbare Anzahl der tollsten Farben und Formen, aber auch das Gegenteil ist der Fall. Es gibt Farb- und Formkombinationen, die eher am Pferdedecken oder Schlimmeres erinnern. Dieser Schnapverkäufer hat doch tatsächlich alle alten Küchenhandtücher seiner Familie gewinnbringend an die Bleichgesichtfrau ge-bracht..... Die amerikanische Selfieserie wird durch den in den Vordergrund drängenden spanischen Ablichtmarathon vertrieben und die trumpschen Partygirls begeben sich laut lachend in Richtung Taj. Die Mädels sind die typischen kalifornischen Vertreter einer Spezies, die in Rudeln überall auf der Welt auftauchen und völlig schmerzfrei jeden kulturellen Fauxpas begehen, unbekümmert in den dunkelsten Gassen herumstromern und in ihrer absoluten weltfremden Naivität unbehelligt überall durchkommen. Faszinierend. Es ist jetzt halb 7 morgens und das Haupttor spukt einen unaufhörlicher Strom denkmalbegeisterter Lemminge in Richtung des weißen Marmors. Erstaunlich, wieviele Bleichgesichterinnen - gendermäßig immer schön korrekt bleiben - im Sari vor dem Taj posen.... Tja es hat etwas von Disney- land.... aber es gibt genügend Rückzugsmöglichkeiten, sodass man dem Trubel entfliehen kann. Der weiße Marmor darf nur noch mit Schuhüberziehern betreten werden, das ist neu für mich, der Fotograf in mir windet sich natürlich bei dieser Vorstellung. Denn, man stelle sich vor: Der weitgereiste Hobby-Marco-Polo posiert, durchgeschwitztes Tee, markig-männlich in die Ferne blickend - ein Blick, der den Marlboro-Mann wie einen Erstklässler aussehen lässßt - im Hintergrund gerade genug weißer Marmor, dass alle wissen, es ist das Taj..... und er hat labbrige Stoffgaloschen über den Birkis. Nein nein nein, so nicht! Wo kommen wir da hin, der Betrachter muss die Mühen sehen, soll mitschwitzen und ob des schier unfassbaren Exotismus in eine totenstarrenähnliche Bewunderung verfallen.... Wie passt der Überzieher da ins Bild... Also barfuß aufs Podest. Barfuß geht in Indien übrigens immer, im Tempel, wer will auch auf der Straße oder einfach in der Hotellobby.


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Das Taj ist einfach zum Niederknien schön. Die floralen Intarsien aus rotem, schwarzen und grünen Marmor verleihen dem Bauwerk eine Eleganz und Leichtigkeit, die in der Welt ihresgleichen sucht. Nach mehreren Stunden sammelt uns unser Tuktukfahrer wieder ein und wir beschließen vor dem Mittagessen einen kurzen Zwischenstopp am Hotel zu machen. Unser Fahrer ist der gepflegteste Tuktukpilot ganz Indiens, so kommt es uns wenigstens vor. Das Gefährt scheint schon vor dem Krieg alt gewesen zu sein, also vor dem 1. Krieg. Aber er pflegt seine Rosinante liebevoll und so ist sein Taxi derartig sauber, dass wir fast bezweifeln wollen in Indien zu sein. Eigentlich fehlt nur noch ein zedernförmiges Duftbäumchen am Innenspiegel, ok eine Duftpalme. Seine Kakhiuniform ist sauber, gebügelt und der Kragen gestärkt. Einen derartig gestärkten Kragen sieht man bei uns eigentlich nur in Mafiafilmen, wenn die Leibwächter des Dons ihre Hemdkragen, wie überdimensionierte Geodreiecke über den Sakkokragen positionieren. Dunkelbraun gebrannt, mit kurzem grauen Stoppelhaar, schaut er etwas verkniffen drein und verleiht so vor meinem geistigen Augen Cervantes Ritter ohne Furcht und Tadel ein Gesicht. Wenn er lächelt ,legen sich viele kleine Krähenfüsse um seine Augen und bringen einen verschmitzten Zug in sein Gesicht. Überall an den Hauptstraßen werden riesige Musikboxen aufgebaut oder stehen schon. An manchen Stellen erschallt dröhnend und hämmernd der härteste psychodelische Undergroundpop, den Indiens zeitgenössische Musikschaffende zu bieten haben. Wir werden aufgeklärt, ein Fest zu Ehren von Shiva, welches verstehen wir nicht, Hauptsache ne zünftige Shivaparty! Ab dem Abend werden auf der gesamten Ringstraße tausende Gläubige barfuß, wie gesagt - geht immer in Indien, von Tempel zu Tempel pilgern und sich dabei tanzend fortbewegen. Nun ja, indische Feste haben ja den Ruf, wie soll ich es sagen, sehr ausgelassen zu sein. Harren wir der Dinge, die da kommen. Um 12 Uhr stehen wir vor dem Restaurant unserer Wahl und trotz meines Schwures nie wieder etwas zu essen, habe ich Hunger und bin gewillt

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diesen Akt auch umzusetzen. Das Restaurant heißt „Sheroes hang out!“ betrieben wird dieses tolle Restaurant von Säureopfern. Ich weiß immer noch nicht, wie mein Kopf solche Biografien ver- arbeiten soll. In Indien gibt es extrem hochprozentige Säuren frei verkäuflich, zu Zwecken der Metallbearbei- tung oder anderer Dinge am Bau. Alle Frauen, die in diesem Café arbeiten, sind entstellt und haben durch Spenden und durch die Arbeit in diesem Café, das noch einen Ableger in Lucknow (nördlich von Delhi) hat, mehrere Gesichts-OPs bekommen. Die Ausgangslage ist erschreckend einfach. Der Ehemann, die Schwiegermutter oder ein Kunde sind hoch unzufrieden mit der jeweiligen Frau und verätzen Gesicht und Körper mit Säure in der Hoffnung, dass die betreffende Frau stirbt. Über dieses Caféhausprojekt wurde ein Film gedreht, der im Sheroes zu sehen ist. Ganz ehrlich, es gibt Kriege, Folter, Gewalt, situativ hochkomplex und alle unterschiedlich motiviert, aber auch in großer Distanz zum eigenen Lebenskontext. Die Banalität der Begründungen zu den Säureangriffen, die ich da gehört und gesehen habe, hat mich echt aus den Schuhen gehoben. Bspw. berichtet eine ältere Dame, die derzeit im Sheroes kocht, dass ihre Schwiegermutter ihr Säure in das Gesicht gespritzt hat, weil das dritte Kind auch ein Mädchen geworden ist und sie den Ruin ihres Sohnes befürchtet. Da sind wir wieder in der indischen Gesellschaft angekommen und beim omnipräsenten Kasten- und Wertesystem. Eine andere Frau berichtet, dass ihr Ehemann neidisch auf ihren beruflichen Erfolg war und mit dem Säureanschlag wohl sein angeschlagenes Selbstbewusstsein aufpolieren wollte. So geht es eine ganze Zeit weiter. Man hat einen Kloß im Hals im Angesicht dieses mangelnden moralischen Kompas- ses. Wie berichtet wurde, sahen sich alle Verursacher im Recht. Inzwischen gibt es sehr straffe Gesetze für Säureattentate, aber das Zeug ist weiterhin frei erhältlich. Das Projekt Sheroes versucht zunächst die betroffenen Frauen durch plastische Chirurgie wieder „ein Gesicht“ zu geben, im wahrsten Sinne des Wortes. Zum Verlust der eigenen physischen Identität kommt noch das gesellschaftliche Ausgestoßen werden, keinen Kontakt zu eigenen Kindern oder Verwandten und den Verlust einer ökonomischen Versorgung. All das versucht dieses Projekt zu ändern. Sie haben medizinische Unterstützung, Arbeit und eine Gemeinschaft, von der aus man zaghafte Schritte in die unerbittliche indische Außenwelt wagen kann. Hut ab vor dem Mut und der Kraft diese Frauen. Wer in der nächsten Zeit das Taj besucht, möge hier einen Zwischenstopp einlegen, denn m. E. nach ist das genauso wichtig (www.sheroeshangout.com). Auf der Speisekarte gibt es keine Preise, denn jeder zahlt, was er für richtig hält. Übrigens war das Essen super lecker, da dort Frauen aus jeder Gesellschaftsschicht Indiens kochen und keine ausgebildeten Köche sind. Es gab sozusagen eher Hausmannskost als irgendein indisches picky pocky fusionfood Menü. Leider benutzt das Sheroes einige wunderschöne Kupferschüsselchen, die unser Begehr auslösen, sodass Don Quijote sich anschließend mit uns auf eine Basarrallye begibt. Aber er nimmt es mit Fassung, wir haben seinen Segen, da wir ins Sheroes gehen und nicht die angesagten In-Restaurants aufsuchen.


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  Inzwischen knallen die Bässe über Agra - schallen kann man es wirklich nicht mehr nennen. Mehr als 20 m Abstand liegen nicht zwischen den jeweiligen Straßendiscos und alle spielen unterschiedliche Songs. Von beiden Seiten der Straße wummern Bässe, sodass der Eindruck entsteht, die Tuktuks hüpfen durch die Beats und nicht aufgrund der schlaglochdominierten Teerdecke. Da es sich um ein religiöses Fest handelt, hatte ich mehr so mit mantraähnlichem Gejaller gerechnet, aber hier wird indischer Hardcore Techno aufgelegt und gut ein Drittel aller rumlungernder Passanten rockt schon voll ab. Hier und da kann ich mich nicht des Eindrucks erwehren, dass einige der Jogi-Löw-Frisur-Tänzer schon völlig stoned sind. Frauen sind nicht in Sicht. Don Quijote klärt uns auf, dass Frauen bei diesem Fest nicht zugelassen sind. Auf meine Frage, ob er zum Singen und Klatschen geht, schüttelt er verlegen den Kopf. Nachdem wir etwas nachgebohrt haben, beichtet er, dass der religöse Charakter eher in den Hintergrund tritt und das ganze in eine kollektiv-maskuline Druckbetankung ausarten wird. An diesem Tag bleiben die Frauen daheim und fasten und das will er gemeinsam mit seiner Frau teilen.... Und so ist es dann auch gegen frühen Abend - die Straßen sind belagert von einem wogenden, zappelnden Meer besoffener Männer - zwischen denen sich unsicher kleine Grüppchen barfüßiger indischer Rentner auf Tempelpilgerreise durchschlängeln. Wir bleiben im Hotel, genießen den Beat, der unsere Wäscheleine zum Schwingen bringt und überhaupt, Tanzveranstaltungen ohne Frauen besuche ich eh nicht.


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